Sonntag, 20. Mai 2012

Gretchen, wie hältst du es mit der Wahrheit?

Diese kurze Abhandlung beschäftigt sich mit dem Thema wie die Geschlechter mit der Wahrheit umgehen. Ein paar einleitende Sätze sind zu sagen, damit sich niemand gleich aufregt.
1. Nichts von dem was ich schreibe, kann ich durch harte Fakten belegen. Es ist alles nur aus meiner eigenen Erfahrung, Erzählungen von anderen und Schlussfolgerungen von mir entstanden.
2. Ich behaupte nicht, dass Frauen mehr oder weniger Lügen als Männer. In diesem Artikel soll es nur um die Art und Weise und die Gründe gehen.

Und damit sind wir auch schon beim Thema. Warum und wie lügen wir?
Ich habe jetzt seit einer Weile diese Überlegungen mit mir rumgetragen und darüber nachgedacht. Immer mehr schien sich für mich heraus zu kristalisieren, dass die Gründe und die Art und Weise warum Männer und Frauen nicht die Wahrheit sagen, sich grundsätzlich zu unterscheiden scheinen. Dabei überkommt mich das Gefühl, dass Frauen ein generelles Problem damit haben, die Lüge zu erkennen, selbst wenn sie von ihnen selbst kommt.
Männer lügen genausoviel wie Frauen. Keine Diskussion.
Nur scheint es mir, dass Männer meist Lügen, um etwas bestimmtes zu erreichen (ob das gut oder schlecht ist, steht nicht zu Debatte).
So z.b. verschweigt ein Mann seine Geliebte gegenüber seiner Frau, weil er nicht möchte, dass seine Frau ihn verlässt. Oder ein Mann lügt über seine Erfolge, weil er sich Anerkennung davon verspricht.
Bei Frauen allerdings scheint es mir, dass die Lüge sich "einschleicht", ohne wirklich einen Grund zu haben. Oft waren Frauen selbst überascht, wenn ich sie auf die Lüge aufmerksam gemacht habe. Für mich heißt das, dass Frauen die Wahrheit nicht als feste Größe sehen, sondern als Variable, die sich den Umständen anpasst. Und die Wahrheit nimmt dann im Alltag einen geringeren Stellenwert ein als andere Dinge. Es ist eine gewisse Bequemlichkeit, sich über die Wahrheit nicht allzuviele Gedanken zu machen.
Machen wir das an Beispielen fest, die viele nachvollziehen können.
Eine Frau, nach ihrer Telefonnummer gefragt, wird einem Mann oft eine falsche Nummer geben. Natürlich steht auch hier eine Intention dahinter, nämlich dass er nicht anrufen soll. Allerdings ist diese Lüge unnötig und die Frau erspart sich nur die "Last", dem Mann eine Absage zu erteilen. Genauso kam es schon vor, dass ich eine Frau gefragt hab "Du hast doch sicher was mit X, oder?" worauf sie mit nein geantwortet hat. Am selben Tag noch hat sich herausgestellt, dass sie doch was mit X hat. Darauf aufmerksam gemacht, war sie selbst überascht, dass sie erst nein gesagt hat.
Vieles davon sind so "Bequemlichkeitslügen". Wie die Klassiker, wenn man eine Frau in der Disko anspricht und von ihr einen undeutlichen Korb bekommt. "Ich schau mal nach meinen Freunden" hat man oft gehört und danach die Frau nie wieder gesehen. Genauso wird man hören, dass sie einen Freund hat, wenn sie keinen hat, oder dass sie dich anrufen wird, wenn du ihr deine Nummer gibst und es nicht tut.
Auf diese Erlebnisse angesprochen, haben mir manche Frauen geantwortet, dass es wohl schwer fällt, jemandem einfach eine (für ihn) unangenehme Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Auch werden diese Antworten unter "Notlügen" oder Halb-Wahrheiten abgetan. ("ja ich hab nicht wirklich einen Freund, aber da ist dieser Kerl an dem ich interessiert bin, also ist es nicht wirklich gelogen")
Für mich machen es diese Lügen und Halbwahrheiten sehr schwer, mit Frauen respektvoll umzugehen. Wie kann man für jemanden Respekt haben, von dem man erwarten muss, dass sie einen einfach ungezwungen anlügt... So muss ich also selbst immer die Ohren offen halten und hinter jedem Satz erwarten, dass eine andere Wahrheit noch zutage kommt.

Wie geht man(n) nur damit um, dass die Art und Weise, wie Frauen mit der Wahrheit umgehen, so unverständlich ist?
Generelles Misstrauen gegenüber allem was Frauen sagen, kann kaum die Lösung sein.
Andererseits zeigt mir meine Erfahrung, dass man weniger enttäuscht wird, wenn man von vornerein zwischen den Zeilen liest.
meine Strategie bisher war die Frauen direkt mit der Wahrheit zu konfrontieren und ihnen ihre Version dieser Wahrheit zu spiegeln. ("Warum sagst du nicht einfach dass du mich nicht wiedersehen willst?" z.b.)
Ob ich damit weiterkomme, kann ich nicht sagen.
Ich weiß nur, dass ich generell relativ frustriert von dem Umgang mit der Wahrheit bin. Vor allem da Frauen eine sehr harte Linie gegenüber Männern fahren, die nicht die Wahrheit sagen.
Dagegen werden Frauen häufiger in die Situation kommen, sich mit einer anderen Frau prächtig zu amüsieren, und kaum ist sie aus dem Raum mit anderen Frauen über diese abzulästern. Auch das habe ich mit angesehen und angehört. Und es ist ihnen nicht klar, dass sie das tun. Sie würden aber niemals dieser Frau ehrlich ihre Meinung ins Gesicht sagen. Lieber leben sie diese Lüge der Doppelzüngigkeit.
Bei Männern habe ich so etwas noch nie erlebt. Unter sich werden Männer immer direkt sagen, was ihnen am anderen nicht passt. Ein Mann lügt doch eher dem anderen etwas über sich selbst vor (wie viele Frauen er hatte, welch tollen Job er hat, wie viel Geld auf der Bank etc).
 Es ist der klassische, klischeehafte Vergleich zwischen dem Mann, der seine Frau anlügt (bewusst, Wahrheit kennend) und der Frau, die high-heels, Make-up, Push-up BH trägt (unbewusst vorgebend etwas zu sein was sie nicht ist, nämlich groß, makellos, große Brüste).

Am Schluss bleibt einfach die Frage wie man gegenseitig miteinander umgeht.
Wie können Frauen und Männer sich gegenseitig verstehen?
Ich vermute, dass es dazu kaum kommen wird, solange Frauen nicht wenigstens sich selbst bewusst sind, dass sie die Wahrheit gestalten nach der aktuellen Situation.
Die Wahrheit ist keine Knetmasse, die sich den Begebenheiten anpassen lässt. Sie ist ein Fels, der noch steht, nachdem alles andere weggeweht wurde.
Amen.

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